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ist Gott; denn er ist nicht geworden. Das Schönste ist die Welt; denn
sie ist Gottes Werk. Das Größte ist der Raum; denn er faßt alles
tn sich. Das Schnellste ist der Gedanke; denn er springt überall hin.
Das Gewaltigste ist das Schicksal; denn es bringt alles unter sich.
Das Gescheiteste ist die Zeit; denn sie entdeckt alles."
Solon fand bei seiner Heimkehr Stadt und Land in einer großen
Verwirrung. Die Reichen hatten das arme Volk ganz in ihrer Ge-
walt. Wenn die Armen die Zinsen nicht bezahlen konnten, so wurden
sie zu Sklaven gemacht oder verkauft. Die Reichen waren Richter und
richteten nach Willkür. An die Stelle der Könige waren Archonten
getreten, und zu einem solchen wählte man Solon. Als Regent des
Staates sollte er neue Gesetze geben. Da die Verschuldung der meisten
Bürger von Athen das größte Übel war, woran das Gemeinwesen litt,
so suchte er die Schuldforderungen zu ermäßigen. Die bisherigen von
Drako herrührenden Gesetze, welche auf alle Vergehungen ohne Unter-
schied Tod oder Verbannung setzten, waren wegen ihrer allzugroßen
Strenge unbrauchbar. Solon milderte diese Gesetze und suchte das Volk
zur Menschlichkeit zu gewöhnen. So verordnete er: wer in einem Tem-
pel Schutz suche, der solle da unangefochten bleiben; von Todten solle
man nichts Übeles reden; Fremdlinge solle man nicht beleidigen, son-
dern gastlich aufnehmen; Verirrten den Weg zeigen; die Sklaven solle
man menschlicher behandeln; wer im Kriege verstümmelt worden sei, der
solle auf Kosten des Staates erhalten werden.
Was die Verfassung betrifft, so übertrug er der Volksversammlung
das Recht, Krieg und Frieden zu beschließen, Bündnisse einzugehen, die
Staatsbeamten zu erwählen und Gesetze zu geben und aufzuheben. Das
ganze Volk theilte er nach dem Vermögen in vier Klassen. Die vierte
Klasse, welche alle ganz unbemittelte Bürger umfaßte, hatte zwar Theil
an der Volksversammlung, konnte aber keine Staatsämter bekleiden, was
auch schon darum unmöglich gewesen wäre, weil die Ämter keine Ein-
künfte gewährten. Die neun Archonten, als höchste obrigkeitliche Per-
sonen, welche die obere Leitung des Krieges, Gottesdienstes und des
Gerichtswesens hatten, beschränkte Solon durch den Rath der 400 (Senat),
der jedes Jahr aus ganz unbescholtenen Bürgern neu gewählt wurde.
Die größte Gewall lag in den Händen des obersten Gerichtshofes, wel-
cher Areopag genannt wurde und aus den erfahrensten und redlichsten
Männern zusammengesetzt war. Die Archonten wurden nach Ablauf
ihres Regierungsjahres in denselben aufgenommen. Der Areopag war
der Hauptpfeiler, auf welchen die Verfassung sich stützte, denn er forderte
Rechenschaft von den Archonten über ihre Amtsführung, führte die Auf-
sicht über die öffentlichen Sitten, unterwarf die Volksbeschlüsse einer noch-
maligen Prüfung und konnte dieselben billigen oder verwerfen. Seine
gerichtlichen Sitzungen, in welchen er ohne weitere Berufung über Leben
und Tod entschied, hielt er bei Nacht und ohne Licht. Die Abstimmung
geschah durch Scherben, welche man entweder in die Urne des Todes
oder in die der Erbarmung warf. Die strenge Gerechtigkeit dieses
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wurde öffentlich erzogen. Ihre Übungen, Spiele und ihr ganzes Leben war alsdann
gemeinschaftlich. Wissenschaft und Kunst war in Sparta nicht geachtet. Aller
Unterricht und die ganze Erziehung war nur darauf berechnet, daß die Knaben
willigen Gehorsam und Ausdauer lernten, um einst dem Feinde muthig entgegen-
treten zu können. Die Knaben mußten sich im Lausen, Ringen und Werfen üben,
und zwar warfen sie theils mit runden metallenen Scheiben, theils mit dem Wurf-
spieß nach dem Ziele. Alle Tage badeten sie sich im Flusse Eurotas. Schuhe
waren ihnen nicht gestattet, wenn gleich die Erwachsenen Sandalen trugen.
Man gewöhnte die Knaben, auf jede Frage schnell zu antworten; alles, was
man sprach, mußte kurz (lakonisch) sein. Der Gesang wurde gepflegt. Die Bür-
ger übten sich in kriegerischen Fertigkeiten, beaufsichtigten die Jugend und widmeten
sich dem öffentlichen Dienste. Keiner durfte ein Handwerk, noch sonst ein Geschäft
treiben, das auf Gelderwerb abzielte. Die Sklaven, Heloten genannt, mußten
das unter die Bürger vertheilte Feld bearbeiten und wurden grausam behandelt.
Gold- und Silbermünzen waren verboten, dagegen wurde ungeheuer großes eisernes
Geld eingeführt. Dadurch wollte Lykurg Diebstahl und Bestechung verhindern.
Um Weichlichkeit und Genußsucht ferne zu halten, traf er die Veranstaltung, daß
alle Männer öffentlich, in Gesellschaften von je 15, mit einander speiseten.
Die Gütergleichheit gefiel freilich nicht allen, insbesondere den reichen Leuten
nicht, welche nicht gern mit allen Bürgern gleichgestellt werden wollten. — Neben
dem Könige stand ein Senat (Gerusia) aus 28 sehr bejahrten Mitgliedern, die,
vom Volke gewählt, ihre Würde lebenslänglich behiclren. In Volksversammlungen
wurden die vom Könige und dem Senat gemachten Vorschläge entweder angenom-
men oder verworfen. Die Oberaufsicht über die ganze Staatsverwaltung hatten
die Ephoren oder Aufseher. Die Stadt batte keine Mauern; die Tapferkeit ihrer
Bürger sollte ihr Schutz sein. Wer für oas Vaterland fiel, wurde mit Lorbeeren
bekränzt bestattet.
Als nun Lykurg seine Gesetze vollendet hatte, reiste er nach Delphi, um zu
fragen, ob an seinen Gesetzen noch etwas zu ändern sei, ließ aber die Spartaner
vorher schwören, daß sie bis zu seiner Rückkehr nichts daran ändern wollten. Das
Orakel antwortete, Sparta werde bei seinen Gesetzen groß und ruhmvoll werden.
Diese Antwort schickte er nach Sparta und kehrte nie wieder dahin zurück.
Diese Verfassung bestand 500 Jahre. Die Spartaner'wurden wirklich
ein starkes, tapferes Volk; aber sie entftemdeten sich auch den sanfteren, mensch-
lichen Gefühlen.
Ñ. Solon und die Athener.
(591 B. Chr.)
Solon, den wir schon in der Geschichte von Krösus und Cyrus
kennen gelernt haben, war aus Athen gebürtig. Da er ein Handels-
mann war und nebenbei seinen Geist auszubilden strebte, so reiste er
in viele Länder, namentlich nach Kleinasien und der Insel Creta,
wo er sich im Umgänge mit Dichtern und Weltweisen bildete. Indem
er überall die Lebensweise, Sitten und Gesche der Menschen beobachtete,
sammelte er sich die Einsichten und Kenntnisse, womit er später seiner
Vaterstadt so nützlich werden sollte. Gleichzeitig mit ihm lebten in
Griechenland und Kleinasien Männer, die man wegen ihrer wissenschaft-
lichen Thätigkeit die Weisen nannte. Es waren ihrer sieben: außer
Solon noch Thales von Milet, Bias, Pittakus, Periander
von Korinth, Kleobolus und Chilon. Von jedem dieser sieben
Weisen wußte das Alterthum allerlei Aussprüche zu erzählen, in denen
ihre Vorstellung von Gottes Wesen und Vorsehung, von der Natur und
dem Menschenleben enthalten waren. So von Thales: „Das Urwesen
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
6
§ G. Geschichte der Griechen.
8 6. Geschichte -er Griechen.
1. Lykurg. Die beiden wichtigsten Stämme des Griechenvokkes waren
der dorische und der ionische Stamm. Der erstere war aus dem nördlichen
Griechenland nach dem Peloponnes gezogen (dorische Wanderung) und hatte
sich den größeren Teil desselben unterworfen. Von größter Bedeutung wurde
Sparta, nachdem Lykurg ihm Gesetze gegeben hatte (um 880 v. Chr.). Dieser
hatte auf weiten Reisen viele Länder und ihre Gesetzgebung kennen gelernt. —
Nach Lykurgs Verfassung erhielten nur die Dorier Bürgerrechte. Sie hießen
Spartiaten.
Die früheren Bewohner Lakoniens, die sich jenen freiwillig unterworfen hatten,
hießen Periöken, waren persönlich frei, aber mußten von ihren kleinen Besitzungen
Zins an die Spartiaten geben. Die Heloten waren Sklaven, die der Willkür ihrer
Herren preisgegeben waren. An der Spitze des Slaates standen 2 Könige mit be-
schränkter Macht; ihre Berater und Helfer waren 28 über Go Jahre alte Männer, der
Rat der Alten. Ein Gesetz konnte nur zu stände kommen, wenn es die Volksver-
sammlung, zu der jeder Spartiate von seinem 30. Lebensjahre an gehörte, ange-
nommen hatte. Uber die Sitten des Volkes wie der Könige wachten die Ephoren,
d. h. Aufseher.
Der Landbesitz wurde von Lykurg in gleiche Teile geteilt und galt als
Staatseigentum, das den Bürgern nur geliehen war. Die Lebensweise der-
selben war genau vorgeschrieben und überaus einfach. Je 15 Männer bildeten
eine Gemeinschaft, die auch die Mahlzeiten gemeinsam genossen. Ein Haupt-
bestandteil derselben war die schwarze Snppe, aus Schweinefleisch, Blut und
Essig bestehend. Jeder Spartiate war Krieger und mußte sich täglich im
Waffendienste üben. — Die Erziehung der Kinder war Staatssache. Vom
7. Jahre ab kamen dieselben in öffentliche Anstalten, in denen ihre Körper-
kräfte geübt und sie an Ertragen von Hitze, Kälte, Hunger und körperliche
Schmerzen gewöhnt wurden. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrerbietung
schuldig. Ihre Antworten mußten kurz und treffend sein (lakonisch). — So
wuchs ein Geschlecht heran: rauh und kräftig, das im Rate klug und in der
Schlacht tapfer war. — Nachdem Lykurg seine Gesetzgebung vollendet hatte,
ließ er seine Mitbürger schwören, daß sie an der neuen Ordnung bis zu
seiner Rückkehr festhalten würden. Er reiste darauf ab und starb in der
Fremde. Vorher hatte er befohlen, seine Asche ins Meer zu streuen.
2. Solon war der Gesetzgeber Athens. Hier lastete ein schwerer Druck
auf den niedern Volksklassen, der durch die „mit Blut geschriebenen" Gesetze
Drakos noch vermehrt wnrde. Da gab der weise Solon dem Staate eine
neue Verfassung (590 v. Chr.).
Er erleichterte das Volk zuerst durch mildere Schuldgesetze; dann teilte er es nach dem
Vermögen in 4 Klassen. Nach der Zugehörigkeit zu einer derselben richteten sich die
Rechte, aber auch die Pflichten der Bürger. An der Spitze des Slaates standen 9 jähr-
lich aus der 1. Klasse gewählte Archonten. Aus den 3 oberen Klassen wurden jährlich
400 Bürger gewählt, die den Rat bildeten und alle Staatsangelegenheiten leiteten. Die
Volksversammlung, der alle über 20 Jahre alten Bürger angehörten, wählte alle
Beamte, und von ihrer Zustimmung hing die Annahme der Gesetze ab. Wächter über
Religion, Gesetz und Sitte war der Areopag. Er bestand aus gewesenen Archonten.
Wie Lykurg gab auch Solon Gesetze über die Jugenderziehung. Diese
hatte wie in Sparta Abhärtung und Kräftigung des Körpers zum Ziele, er-
strebte aber auch eine umfassende Geistesbildung; so wurde z. B. im jungen
Athener frühe der Sinn für das Schöne geweckt. — Solon reiste nach Voll-
endung seiner Gesetzgebung nach Ägypten und Kleinasien (s. § 4, 2).
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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10
§ 8. Geschichte der Römer.
es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Tarquinius Superbus,
herrschte gewalttätig und grausam. Als sein Sahn an der edlen Lukretia
freche Schandtat verübte, vertrieb das Volk den König und seine Familie, und
Rom wurde Republik (510).
8. Nom eine Republik. 1. Mancherlei Kämpfe hatte die junge
Republik, an deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen.
Der vertriebene Tarquinius reizte den König Porsenna in Etrurien zu einem
Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Por-
sennas mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte
Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war;
schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Sciivola schlich sich in das
etruskische Lager, um Porsenna zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben.
Als man ihm mit martervollem Tod drohte, streckte er seine Rechte in das Feuer
eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele
Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsenna mit Rom Frie-
den schloß.
2. Innere Kämpfe. Die Bewohner Roms bestanden aus zwei Ständen,
dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einstußlosen
Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren
(Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren
Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner
zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon
lange unzufrieden.
Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm ent-
floh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den
heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem Menenius
Agrippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das
Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso so notwendig
brauchten wie die Patrizier und Plebejer.
Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senats-
beschlnß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten
die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier
Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden,
wenn sie aus ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgericht
geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein
feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner
Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden. — Später erlangten die Plebejer
geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden
Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung
mit den Patriziern erreicht.
3. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten
die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens aus-
gedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Brennus
durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, auf Rom vor, schlugen die Römer
390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie
80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Ka-
pitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno
geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zah-
lung von 1000 Pfund Goldes wurde Brennus zum Abzüge bewogen. Beim
Abwägen des Goldes warf Brennus noch sein Schwert in die Wagschale und
rief voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator
Camillus wurde Brennus geschlagen.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
10
§ 8. Geschichte der Römer.
es sich über 7 Hügel erstreckte. Der letzte König, Tarquinius Superbus,
herrscht^ gewalttätig und grausam. Als sein Sahn au der edlen Lukretia
freche Schandtat verübte, vertrieb das Volk den König und seine Familie, und
Rom wurde Republik (5l0).
8. Nom eine Republik. 1. Mancherlei Kämpfe hatte die junge
Republik, au deren Spitze zwei jährlich gewählte Konsuln standen, zu bestehen.
Der vertriebene Tarquinius reizte den König Porsenna in Etrurien zu einem
Kriege gegen Rom. Die Römer wurden geschlagen; als aber das Heer Por-
sennas mit den Römern über die Tiberbrücke dringen wollte, da verteidigte
Horatius Cocles dieselbe, bis sie von den Römern abgebrochen war;
schwimmend kam er zu den Seinen. Mucius Scävola schlich sich in das
etruskische Lager, um Porsenna zu erdolchen, traf aber den Schreiber desselben.
Als man ihm mit martervollem Tod drohte, streckte er seine Reckte in das Feuer
eines Kohlenbeckens. Er erschreckte den König dadurch, daß er ihm erzählte, noch viele
Römer hätten sich mit ihm verschworen, ihn zu töten, so daß Porsenna mit Rom Frie-
den schloß.
2. Innere Kämpfe. Die Bewohner Roms bestanden aus zwei Ständen,
dem Adel, dessen Glieder Patrizier hießen, und freien, aber einflußlosen
Plebejern. Aus dem Adel wurden die Konsuln, Priester und Senatoren
(Ratsherren) gewählt; er besaß die meisten Ländereien. Die meist ärmeren
Plebejer gerieten in Schulden bei den Patriziern, und diese machten ihre Schuldner
zu Sklaven oder mißhandelten sie. Die Plebejer waren mit ihrer Lage schon
lange unzufrieden.
Als daher einst ein verdienter plebejischer Kriegshauptmann dem Schuldturm ent-
floh, und das Volk blutige Male schwerer Mißhandlung an ihm sah, zog es auf den
heiligen Berg, um hier eine eigene Stadt zu gründen. Aber dem Menenius
Ägrippa gelang es, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen, indem er ihnen das
Gleichnis von dem Magen und den Gliedern erzählte, die einander ebenso so notwendig
brauchten wie die Patrizier und Plebejer.
Dem Volke wurden 5 Tribunen gewährt, deren Einrede jeden Senats-
beschluß für nichtig erklären konnte. — Die gewonnenen Rechte verteidigten
die Plebejer mit Zähigkeit. Als einst bei einer Hungersnot der Patrizier
Coriolan den Vorschlag machte, den Plebejern nur dann Getreide zu spenden,
wenn sie aus ihre Rechte verzichten wollten, da wurde er vor ein Volksgcricht
geladen. Der stolze Römer aber ging lieber in die Verbannung, führte ein
feindliches Heer vor Rom und konnte nur durch die strafenden Worte seiner
Mutter Veturia zur Umkehr bewogen werden. — Später erlangten die Plebejer
geschriebene Gesetze (12 Tafeln). 367 setzten sie es durch, daß einer der beiden
Konsuln ein Plebejer sein sollte, und um 300 hatten sie völlige Gleichstellung
mit den Patriziern erreicht.
3. Einfall der Gallier. Während dieser Kämpfe im Innern hatten
die Römer doch ihre Herrschaft über einen großen Teil Mittelitaliens aus-
gedehnt. Da traf sie ein harter Schlag. Die Gallier drangen unter Brennus
durch Etrurien, das sie unterworfen hatten, aus Rom vor, schlugen die Römer
390 an der Allia und verbrannten die nicht verteidigte Stadt, nachdem sie
80 zurückgebliebene Senatoren erschlagen hatten. Die Burg Roms, das Ka-
pitol, wurde belagert und wäre erobert worden, wenn nicht die der Juno
geheiligten Gänse die Besatzung durch ihr Geschrei geweckt hätten. Gegen Zah-
lung von 1000 Pfund Goldes wurde Brennus zum Abzüge bewogen. Beim
Abwägen des Goldes warf Brennus noch sein Schwert in die Wagschale und
ries voll Übermut: „Wehe dem Besiegten!" Durch den herbeieilenden Diktator
Camillus wurde Brennus geschlagen.
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
6
§ 0. Geschichte der Griechen.
§ 6. Geschichte der Griechen.
1. Lykurg. Die beiden wichtigsten Stämme des Griechenvolkes waren
der dorische und der ionische Stamm. Der erstere war aus dem nördlichen
Griechenland nach dem Peloponnes gezogen (dorische Wanderung) und hatte
sich den größeren Teil desselben unterworfen. Von größter Bedeutung wurde
Sparta, nachdem Lykurg ihm Gesetze gegeben hatte (um 880 v. Chr.). Dieser
hatte auf weiten Reisen viele Länder und ihre Gesetzgebung kennen gelernt. —
Nach Lykurgs Verfassung erhielten nur die Dorier Bürgerrechte. Sie hießen
Spartiaten.
Die früheren Bewohner Lakoniens, die sich jenen freiwillig unterworfen hatten,
hießen Periöken. waren persönlich frei, aber mußten von ihren kleinen Besitzungen
Zins an die Spartiaten geben. Die Heloten waren Sklaven, die der Willkür ihrer
Herren preisgegeben waren. An der Spitze des Staates standen 2 Könige mit be-
schränkter Macht; ihre Berater und Helfer waren 28 über 60 Jahre alte Männer, der
Rat der Alten. Ein Gesetz konnte nur zu stände kommen, wenn es die Volksver-
sammlung, zu der jeder Spartiate von seinem 30. Lebensjahre an gehörte, ange-
nommen hatte. Uber die Sitten des Volkes wie der Könige wachten die Ephoren,
d. h. Aufseher.
Der Landbesitz wurde von Lykurg in gleiche Teile geteilt und galt als
Staatseigentum, das den Bürgern nur geliehen war. Die Lebensweise der-
selben war genau vorgeschrieben und überaus einfach. Je 15 Männer bildeten
eine Gemeinschaft, die auch die Mahlzeiten gemeinsam genossen. Ein Haupt-
bestandteil derselben war die schwarze Suppe, aus Schweinefleisch, Blut und
Essig bestehend. Jeder Spartiate war Krieger und mußte sich täglich im
Waffendienste üben. — Die Erziehung der Kinder war Staatssache. Vom
7. Jahre ab kamen dieselben in öffentliche Anstalten, in denen ihre Körver-
kräfte geübt und sie an Ertragen von Hitze, Kälte. Hunger und körperliche
Schmerzen gewöhnt wurden. Den Alten waren sie Gehorsam und Ehrerbietung
schuldig. Ihre Antworten mußten kurz und treffend sein (lakonisch). — So
wuchs ein Geschlecht heran: rauh und kräftig, das im Rate klug und in der
Schlacht tapfer war. — Nachdem Lykurg seine Gesetzgebung vollendet hatte,
ließ er seine Mitbürger schwören, daß sie an der neuen Ordnung bis zu
seiner Rückkehr festhalten würden. Er reiste darauf ab und starb in der
Fremde. Vorher hatte er befohlen, seine Asche ins Meer zu streuen.
2. Solon war der Gesetzgeber Athens. Hier lastete ein schwerer Druck
auf den niedern Volksklassen, der durch die „mit Blut geschriebenen" Gesetze
Drakos noch vermehrt wurde. Da gab der weise Solon dem Staate eine
neue Verfassung (590 v. Chr.).
Er erleichterte das Volk zuerst durch mildere Schuldgesetze; dann teilte er es nach dem
Vermögen in 4 Klassen. Nach der Zugehörigkeit zu einer derselben richteten sich die
Rechte, aber auch die Pflichten der Bürger. An der Spitze des Staates standen 9 jähr-
lich aus der 1. Klasse gewählte Archonten. Aus den 3 oberen Klassen wurden jährlich
400 Bürger gewählt, die den Rat bildeten und alle Staatsangelegenheiten leiteten. Die
Volksversammlung, der alle über 20 Jahre alten Bürger angehörten, wählte alle
Beamte, und von ihrer Zustimmung hing die Annahme der Gesetze ab. Wächter über
Religion, Gesetz und Sitte war der Areopag. Er bestand aus gewesenen Archonten.
Wie Lykurg gab auch Solon Gesetze über die Jugenderziehung. Diese
hatte wie in Sparta Abhärtung und Kräftigung des Körpers zum Ziele, er-
strebte aber auch eine umfassende Geistesbildung; so wurde z. B. im jungen
Athener frühe der Sinn für das Schöne geweckt. — Solon reiste nach Voll-
endung seiner Gesetzgebung nach Ägypten und Kleinasien (s. § 4, 2).
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